Tipp Nr. 5 – Situationen richtig einschätzen – Kleine Tips im allgemeinen Umgang mit Männern / Menschen

Wer mich persönlich kennt, weiß, dass ich nicht nur Dinge erzähle, bei denen ich glänzend dastehe.

So eine Geschichte habe ich jetzt für Euch

Warum ich sie erzähle, weil mir erst im Nachhinein klar wurde, dass mein Verhalten so gar nicht klug und vernünftig war und es einfach Glück war, dass alles gut ausgegangen ist.

Vielleicht hilft es Euch ja, wenn Ihr mal Verantwortung übernehmen müsst, in einer Ausnahmesituation.

Ich stelle die Person unkenntlich dar, weil es nicht darum geht, jemanden zu beschämen.

 

 
Vor ein paar Monaten hatte ich Logierbesuch von einem lieben Bekannten, die ersten zwei Tage vergingen harmonisch und wie im Flug.

Mein Bekannter ist trockener Alkoholiker und war schon des Öfteren bei uns.

Mittwochs ist der Tag, wo ich keine Mitarbeiter im Haus habe, alles ist da ruhig.

Ich war morgens, gegen 8.00 Uhr, im Haus unterwegs und hörte ein komisches Geräusch. Als ich nach der Herkunft des Geräusches suchte, entdeckte ich, ganz unten, gegenüber der Waschküche meinen Bekannten schlafend auf dem Flurboden, blutverschmiert.

Er war eindeutig alkoholisiert, hatte wohl versucht zur Toilette zu gehen, sich die Lippe angeschlagen und war dort dann durch den Alkohol liegengeblieben und eingeschlafen.

Es dauerte ewig ihn wach zu kriegen, jedenfalls soweit, dass ich ihn hoch bekam (es war dort sehr kalt), in einer Aktion von über einer halben Stunde hab ich ihn dann die Treppe hochbekommen, zum Glück ist er nicht sehr groß.

Natürlich war das ein schwieriges Unterfangen, ich holte mir diverse Blutergüsse, er sich auch.

Irgendwie bekam ich ihn nach oben und ins Gästezimmer und auch ins Bett. Dort verschlief er den Rest des Tages, er hatte eine dreiviertel Flasche Obstler leer gemacht.

Nun könnte ich Euch erzählen, wie es mir damit ging (ich habe die üblen Erfahrungen mit Alkoholismus im Umfeld) oder ich könnte Euch erzählen, was weiter geschah, und, und, und….

Doch mein Thema ist ein anderes. Wahrend ich dachte, ich habe alles, wenn auch mit Mühe, im Griff, als ich ihn endlich schlafen gelegt hatte, war das Gegenteil der Fall.

Als er dort schlief, wusste ich weder wie viel noch was er getrunken hatte.

Natürlich hatte ich kurz überlegt, einen Krankenwagen zu rufen, als ich ihn fand. Doch ich wollte ihm das ersparen, die Peinlichkeiten und Komplikationen.

Ich habe den ganzen Tag immer wieder nach ihm geschaut, habe mich gekümmert und war verantwortungsbewusst…

… dachte ich.

 

 
Die nächsten Wochen hatte ich immer ein mulmiges Gefühl, wenn ich an die Situation zurück dachte, konnte aber nicht greifen, warum.

Irgendwann kam die Erkenntnis dann, mein Bekannter hätte auch an Alkoholvergiftung sterben können, in meinem Gästezimmer. Ich habe mich absolut falsch verhalten.

In einer Situation wie dieser hätte ich umgehend professionelle Hilfe holen müssen, weil ich gar nicht einschätzen konnte, wie schlimm das Ganze wirklich war oder nicht war.

Meine Gründe und Absichten waren die Besten und mein blinder Aktionismus hätte ihn das Leben kosten können.

Nun werden einige sagen, er hat sich selbst in diese Lage gebracht, bis dahin richtig, aber ich habe versucht die Verantwortung zu übernehmen, was nicht verantwortbar war.

Ich kann nur hoffen, in Zukunft anders zu reagieren, sollte ich je wieder in eine Situation kommen, in der es nötig ist, zu handeln.

Ich wollte das Beste für ihn und es hätte das Gegenteil werden können.

Ich kann jedem nur raten, selbstkritisch und realistisch einzuschätzen, bis wohin das Übernehmen von Verantwortung sinnvoll ist und wo man Hilfe braucht.

 

 
Kennt Ihr solche Situationen? Was habt Ihr für Erfahrungen? Was würdet Ihr tun?