Roman „In einer Person“ von John Irving

Lange habe ich schon kein John Irving-Buch mehr gelesen.

Und im Nachhinein frage ich mich, warum?

Ich mochte „Garp und wie er die Welt sah“ und das „Hotel Newhampshire“ war genial, von „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ gar nicht zu reden.

Die Bücher sind immer sehr komplex, sehr vielschichtig und gehen tief.

Durch meine liebe Freundin Heike wurde ich wieder auf Irving aufmerksam und das war gut so, ich jagte mir das EBook und fing an, den neusten Irving „In einer Person“ zu lesen und konnte ihn kaum weglegen.

Es beginnt eigentlich recht unauffällig, mit einem Jungen, der in den Sechszigern in einem Internat aufwächst, allerdings mit seiner Mutter, weil diese dort Lehrerin ist.

Bill entdeckt seine Liebe zur Literatur und zum Theater, das liegt nicht zuletzt daran, dass ihn die Bibliothekarin Miss Frost fasziniert, die ihn magisch anzieht.

Wir erleben mit, wie das Kind zum Mann wird, mit Irrungen, Wirrungen und mancher erstaunlichen Entdeckung.

Man erlebt mit, wie Themen wie Homosexualität, Transsexualität und auch das Bisexuelle Bedeutung bekommen, wie Bill herausfindet…

Nein, das solltet ihr schon selbst lesen.

Wie immer spielt Irving gekonnt mit den Gefühlen seiner Romanfiguren. Durch Tempowechsel, Aufklärungen und vorsätzlichem Verschweigen schafft er es, immer weiter zu fesseln.

Irgendwann ändert das Buch den Ton, HIV taucht auf, als große Bedrohung und mit der Traurigkeit, die dem Thema zukommt. Und schonungslos berichtet Irving, erzählt, wie furchtbar die Gesichter sind, die man betrachtet, wenn man die ersten Aidsopfer ansieht.

Mich persönlich berührt dieses Buch sehr, ich habe von 1989 bis 1997 in Berlin Tiergarten im Sozialamt gearbeitet. Man hatte auch mit Aidskranken zu tun. Man sah, wie viele verfielen, immer kränker wurden und irgendwann starben. Mich hat das damals sehr berührt. Die meisten davon waren normale Menschen, keine Junkies oder Mehrfachkontakter.

Um das Thema HIV wurde so viel fantasiert, dass die Menschen, die darunter litten, nicht nur mit der Krankheit kämpften, sondern auch mit den Gespenstern, die durch Sensationspresse und Unwissenheit gefüttert wurde.

Für mich ist es ein tolles Buch, dass ich nur empfehlen kann.