Die Sache mit der sexuellen Belästigung

Ich habe eben gerade einen tollen Artikel gelesen, geschrieben von einer Frau namens Birgit Kelle, die genau das auf den Punkt bringt, was auch wir im Bekanntenkreis schon diskutiert haben.

Ich versuch die Punkte mal zusammen zu fassen, die ich zum Thema „Sexuelle Belästigung“ sehe, teilweise im Abgleich mit der Brüderle-Story und nehme gerne den Artikel von Frau Kelle dabei zur Hilfe, den ich fantastisch fand.

 
1.
Wäre es nicht Brüderle gewesen, sondern George Clooney, wäre die Chance groß, die Frau würde sich nicht belästigt fühlen, sondern geschmeichelt. Bedeutet das, das gleiche Verhalten ist immer dann in Ordnung wenn es zum Geschmack der Frau passt, aber ist Belästigung wenn frau der Mann nicht gefällt, der es ausspricht?

2.
Es ist traurig, dass man in der heutigen Zeit jedermann zu jederzeit abschießen kann, indem man ihn in einen solchen Zusammenhang bringt.

3.
Wenn die arme Sternjournalistin so übel sexuell belästigt wurde, wieso hat sie das ein ganzes Jahr mitgemacht? Würde mich jemand wirklich sexuell belästigen bräuchte ich kein Jahr, um dagegen vorzugehen. Kann es da nicht sein, dass die Freude darüber eine Mücke gefunden zu haben, die man zum Elefanten hochpäppeln kann, eher das Empfinden war, ein Jahr Lappalien sammeln, für die zukünftige Berühmtheit.

4.
Ich finde es furchtbar, wenn Frauen ernsthaft sexuell belästigt werden, bzw. es sogar zu Übergriffen kommt. Was für ein Bärendienst für all diese armen Frauen, wenn solche Possen als öffentliches Thema abgehandelt werden.

5.
Auf der einen Seite wollen Frauen für ihre innerern Werte geschätzt werden, auf der anderen Seite nutzen Frauen ihr Frausein zu ihrem Vorteil.

6.
Eine Gesellschaft in der Sendungen wie „The Bachelor“ laufen, wo auf dem Stern wenig bekleidete Damen sind und in der Frauen es normal finden, sich durch Kleidung, MakeUp, etc. in szene, bzw. in bessere Positionen im Alltag zu bringen, ist es schwierig festzustellen, wo echte Belästigung anfängt.

 
Artikel „Mach doch die Bluse zu“ von Heike Kelle

 
Also ehrlich, ich habe schon als Zwölfjährige gerne mal die Bluse etwas weiter aufgeknöpft und mir im Unterricht die Erdkunde-Hausaufgaben als Mathematikhausaufgaben abzeichnen lassen, weil ich wusste der Lehrer schaut dann nicht auf das Blatt.

Und auch später habe ich so Einiges erlebt, und wenn es mir einen Vorteil gebracht hat, eine Frau zu sein, die zurecht gemacht war, lange, auffallend lackierte Nägel zu haben, habe ich ihn genutzt. Ich war zwar nie hübsch, im üblichen Sinne, aber oft habe ich mir das Leben so deutlich erleichtert. Und ich glaube, nein ich bin sogar überzeugt, es gibt auch heute viele Frauen, die das genauso tun.

Das Ganze nach dem Motto, wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Was bedeutet, natürlich wollen wir gerne die Vorteile nehmen, die uns daraus erwachsen, dass wir Frauen sind, auch mal flirten, aber man möge uns dabei mit Respekt und Anstand behandeln und nur nicht einen Zentimeter zu weit auf uns zukommen.

Wie hieß es bei Berthold Brecht: „Wie man sich bettet, so liegt man.“ Wer mit seinen Reizen arbeitet, geht auch das Risiko ein, dass die Signale mal falsch aufgenommen werden. Natürlich muss man dann nicht alles zulassen, natürlich klärt man es auf und setzt Grenzen, aber es macht wenig Sinn, sich darüber zu beschweren, wenn diese imaginäre Grenzlinie, die im Kopf der Frau existiert, touchiert wird. Der Mann mit dem sie zu tun hat, weiß nicht genau wo sich diese Grenze befindet.

Für mich fängt Belästigung da an, wo diese Grenze einer Person aufgezeigt und dann vom Gegenüber trotzdem überschritten wird und ich bin sicher, es sind nicht nur Frauen, die von Männern belästigt werden, es gibt diese Belästigung in allen Varianten.

Schlimm ist es dann, wenn es nicht reicht, diese Grenze aufzuzeigen. Besonders wenn der Belästiger im täglichen Umfeld ist. Das Schlimmste was ich in dieser Hinsicht erlebt habe, war jemand auf einem Job, den ich mir dann am Ende nach Wochen und Monaten unter vier Augen geschnappt habe. Wenigstens einmal habe ich dann sozusagen mit ihm „Händchen gehalten“ und ihm versprochen, dass ich ihm die Finger breche, wenn so etwas noch einmal vorkommt.

Nicht jede belästigte Frau ist aber in der Lage, in dieser Form für Ruhe zu sorgen, diese Frauen müssen wir alle schützen.

Für all diese Frauen ist diese Stern-Story ein Schlag ins Gesicht!

Der Vorwurf der sexuellen Belästigung darf nicht zum Stilmittel in Politik, Journalismus oder Ähnlichem werden!