BDSM-Outing bei der Verwandtschaft

Zur Zeit haben wir sehr heftige Zeiten, die Umbau-Geschichte mit allen Folgen, die Mitarbeiter-Suche und absolute Erschöpfung stehen im Vordergrund.

Da sollte Weihnachten ruhig und friedlich werden.

Doch gestern hat sich nun wieder etwas ergeben, worum man sich Gedanken machen muss und sollte.

Wie Ihr wisst, habe ich dunkle Seiten und die sind auch noch recht ausgeprägt. Ich bin nicht nur Lieschen Müller, die ab und an mal zur Steigerung der erotischen Spannung, ein bisschen die Böse spielt, nein, ich bin dominant veranlagt und mag es auch, es auszuleben.

Und seit gestern wissen wir, mein Mann und ich, dass auch seine Familie es weiß.

Woher?

Oh, das ist einfach, ich verberge es nicht, es ist keine unerwähnte Peinlichkeit, die nur heimlich und voller Scham geschieht.

Ich kenne meine Veranlagung seit vielen Jahren und habe irgendwann in den Achtzigern beschlossen, mich nie dafür zu schämen, es ist kein sexueller Spleen, es ist ein Teil meiner Persönlichkeit.

Meine großen Leidenschaften sind die Psychologie, die Kreativität und auch mein Fetisch: Geld.

Ich liebe es, mit anderen Personen Schach zu spielen, nicht auf einem Schachbrett, sondern durch Handeln, durch geschickte Strategien und Vorausdenken, Der SM-Bereich gibt einem da viele Möglichkeiten. Meine Dominanz liebt es, sich immer wieder neue Szenarien auszudenken, Extremsituationen zu schaffen und diese zu beherrschen.

Seit fast zwei Jahren hatte ich keinen einzigen Real-Termin, das hat diverse Gründe: Der nie endende Umbau (mein Gewölbe ist immer noch eine Baustelle), der Baustress, gesundheitliche Probleme und auch die Tatsache, dass ich durch all das viel zu erschöpft war/bin, Ideen auszubauen und umzusetzen.

Aber ich habe Glück, es ist nichts, womit ich mein Leben finanzieren muss, selbst in Zeiten, wo ich Freude an der realen Umsetzung mit „Opfern“ habe, ist es nie mehr, als etwas, was im Höchstfall alle paar Wochen geschieht, denn ich tue es nur aus einem Grund, es bringt Adrenalin und es ist spannend.

Ich bin weder für Jedermann buchbar, noch käuflich und ich habe keine Lust aus einem Highlight ab und an etwas zu machen, was sich abnutzt. Dazu kommt, viele Männer haben sexuelle Fantasien, die sie mit ausleben wollen, daran habe ich absolut kein Interesse.

Jemand der mich treffen will, muss sich bewerben und selbst dann lehne ich die meisten Bewerber ab, höchstens 5% schaffen es, mein Interesse zu wecken.

Meine Firma habe ich nicht durch meine SM-liche Veranlagung, und meine Einnahmen kommen auch nicht nur aus dem Erotikbereich, im Gegenteil. Meine Firma habe ich durch zwanzig Jahre harte Arbeit und Können auf vielen Gebieten und nicht durch Dinge, die mir irgendwer unterstellt, der in Klischees denkt.

Und noch eins, nein ich hasse Männer nicht, weder andere, noch meinen eigenen, ich reagiere keine Aggressionen an ihnen ab und ich bin weder Prostituierte noch unanständig, im Gegenteil, ich bin ein ernsthafter Mensch, manchmal vielleicht sogar etwas prüde.

Nun zum nächsten Punkt, mein Fetisch: Geld!!

Nein, ich sitze nicht wie Dagobert Duck auf den Millionen und zerre an jedem einzelnen Euro. Mein Fetisch ist nicht: Geld geizig anzusammeln, sondern das Kunststück fertig zu bringen, es von anderen Menschen zu bekommen, ohne gegen Gesetze zu verstoßen.

Ich denke, im allgemeinen Leben bin ich eher großzügig als geizig und gewiss kein Betrüger, Halsabschneider oder Hassadeur.

Wer meine Homepage www.Lady-Dekadenz.de kennt, weiß, wie viele Ideen ich rund um das Thema entwickelt habe, ja und es macht mir Freude, ich liebe es, das Menschen mir Geld zu Füßen legen.

Viele Menschen hätten das gerne, doch denen fehlt der Ideenreichtum, die Verbissenheit und die Freude an der Umsetzung, ich denke wirklich, es funktioniert nur, solange man nicht auf das Geld angewiesen ist und solange man es wirklich als Schachspiel sieht.

Warum schreibe ich dass alles hier?

Seit 2008 bin ich verheiratet, mein Mann ist deutlich jünger. Schon das ist etwas, was viele Menschen irritiert hat, natürlich auch seine Familie und Verwandten. Keine Sorge, mich hat es auch erstaunt, es war nämlich nicht so, dass ich einen Ehemann gesucht habe, im Gegenteil, es hat lange gedauert, bis ich so viel Vertrauen gefasst hatte, eine echte Beziehung zuzulassen.

Mein Mann verbringt sein Leben nicht auf Knien, ja wir haben uns durch unsere Veranlagung kennengelernt, aber es war weder schmutzig noch vulgär.

Im Gegenteil, mein Mann ist ein starker Mensch, den ich respektiere, mit großem Potenzial, dass er hier bei mir immer weiter ausbaut, wisst Ihr warum?

Ich, die Böse (übrigens: ich bin keine Dominan – eine Domina ist käuflich), war es, die im geholfen hat, sich selbst zu finden, seine eigene Kraft zu finden. Ich habe ihm beigestanden, als er sein Potential Stück für Stück entfaltet hat. Ich bin stolz auf meinen Mann, weil er in den letzten Jahren eine ungeheure Entwicklung gemacht hat. Eine Entwicklung, bei der nicht ich ihn verändert habe, sondern er sich!

Nicht zum kriechenden Sklaven, sondern zu einem starken Mann, der mit mir eine Firma führt, der Rückgrat hat und der wie ich der Meinung ist, wir können zu unseren Veranlagungen stehen.

Zu unserer Veranlagung gehört es nicht, es Jedem sofort zu erzählen, aber wir haben beschlossen, dazu zu stehen, eben weil es nichts Peinliches ist, sondern etwas, was unser Leben bereichert.

Die Verwandtschaft meines Mannes habe ich bisher nur bei wenigen Treffen erlebt – sie mich auch – und sie waren, soweit ich es einschätzen kann freundlich. An sich denke ich, ich war ihnen nicht unangenehm, sondern nur in der Art etwas fremd. Doch nun bin ich eine Unanständige, für Manche ändert das Alles. Doch im Ernst, ich bin genau die, die sie kennengelernt haben, ich habe mich nicht verstellt und unanständig bin ich nicht mehr oder weniger, als alle Anderen, vielleicht höchstens auf andere Art.

Vielleicht bin ich etwas facettenreicher als andere Menschen und kreativer. Seit 2008 versucht RTL Extra nun schon mich zu den Themen BDSM, Geldsklaverei und meinen online veröffentlichten Roman Menschenschach zu interviewen, auch Spiegel Online wollte ein Interview mit mir, doch ich habe es bisher immer abgelehnt und werde das auch weiter tun. Nicht weil ich mich dessen schäme, was ich tue, sondern weil ich keine Lust auf reißerischen Journalismus habe.

Meine Ehe, meine Beziehung ist etwas Wertvolles, nichts, was Irgendjemand durch falsches, klischeehaftes Denken beschmutzen sollte. Es mag kompliziert sein, aber ehrlich, fragt uns doch einfach, das ist viel besser, als wenn Ihr Euch Irgendetwas zusammen fantasiert, das nicht der Wahrheit entspricht.

Wäre in jeder Beziehung so viel Respekt, wie mein Mann mir und ich ihm entgegenbringe, dann wäre die Welt eine Bessere!

Jeden Tag gehen Hundertschaften auf meine Internetseiten, auf denen es um meine Veranlagung geht. die größte SM-Online-Community hat über 160.000 Mitglieder. SM ist nichts was ein paar versprengte Perverse ausleben, sondern etwas was sich ausgebreitet hat und weiter verbreitet. Eure Nachbarn, Eure, Freunde, Eure Arbeitskollegen und auch Eure Familie, überall gibt es Menschen, die den Reiz kennen, nur die meisten haben Angst davor, es zu zuzugeben.

Ich nicht, ich gebe es zu, ich schäme mich nicht dafür und ich kann dazu stehen, seit über zwanzig Jahren. Meist hat meine Umwelt es ganz gut aufgenommen, mir bleibt nichts anderes übrig, als das Risiko der Ablehnung einzugehen. Ich finde es traurig, wenn mich Jemand deshalb ablehnt, aber leider kann ich es nicht ändern, denn Ihr gebt mir bestimmt Recht: Eine der wichtigsten Tugenden ist Ehrlichkeit.

Update:
Wie geht man mit Reaktionen und Vorurteile um? BDSM-Outing: Teil 2