Die Geschichte vom Suppenstein, nach einem irischen Märchen

Ich bin vor Längerem mit meiner lieben Freundin Heike mal auf die Geschichte vom Suppenstein gekommen.

Irgendwie kam ich die Woche wieder darauf und stellte fest, dass die Variante, die im deutschen Web kursiert anders ist, als die, die ich von den Inseln kenne.

Lehrreich sind beide Varianten, ich erzähl Euch heute mal die Variante, die ich kenne, weil Geschichten doch weitergegeben werden sollen, damit sie erhalten bleiben.

Die Geschichte vom Suppenstein

Ein kleiner Ort mitten in Irland, kaum auf einer Landkarte, einfach, ruhig und meist friedlich, es gibt einen Pub und ein paar Häuser, die Menschen haben das Notwendigste. Immer wenn etwas geschieht, freuen sich alle, denn es geschieht wenig.

Eines Abends taucht ein Fremder im Pub auf, setzt sich an die Theke und bestellt sich ein Bier. Vor sich legt er ein kleines Stoffbündel. Gemütlich und genüsslich trinkt er sein Bier, als sich jemand neben ihn setzt, nimmt er das kleine Stoffpäckchen und legt es auf die andere Seite.

Der Einheimische spricht ihn an und fragt ihn, wer er denn sei, es würden selten Fremde kommen und was er so im Leben tut. Der Fremde nimmt einen Schluck von seinem Bier und erzählt, er würde einfach durch Irland ziehen, würde anhalten, wo es ihm danach sei und ein wenig verweilen.

Beide trinken etwas, der Einheimische, ein Bauer, fragt dann, wovon der Fremde denn leben würde, denn vom herum ziehen, würde man ja nicht leben können.

Der Fremde nimmt einen Schluck von seinem Bier und sagt, er brauche sehr wenig, er hätte ja seinen Suppenstein. Liebevoll tätschelt er das Stoffbündel vor sich.

Und der Bauer fragt, was denn ein Suppenstein ist.

Der Mann trinkt aus, neugierig haben sich ihnen nun auch andere Gäste zugewandt, er erklärt: „Mit diesem Suppenstein, mein wertvollster Besitz, kann ich Suppe machen, wo immer ich mag.“

Er trinkt den letzten Schluck Bier aus und schickt sich an zu gehen.

Die Einheimischen sehen ihn an und bitten ihn, mehr über seinen Suppenstein zu erzählen, denn davon hatten sie noch nie gehört. Das Dorf könnte einen Suppenstein gut gebrauchen, einer der Bauern winkt den Wirt heran und gibt dem Fremden noch ein Bier aus.

Dann fragen sie ihn und bitten ihn, doch mehr über seinen Suppenstein zu erzählen, er trinkt und beginnt zu erzählen, wie frei man im Leben doch ist, wenn man nur Wasser und einen Suppentopf braucht und immer eine leckere Suppe machen kann, wo man auch ist.

Sie reden noch eine Weile darüber, die Einheimischen werden immer neugieriger. Irgendwann trinkt der Fremde seinen letzten Schluck Bier aus.

Wieder bestellt ihm jemand ein Bier, der Fremde trinkt den ersten Schluck und sagt: „Ihr seid so nette und ehrliche Menschen, ich bin sonst vorsichtig, aber ich bin sicher, hier tut mir niemand ein Leid, wisst Ihr was, ich zeige Euch meinen Suppenstein!“

Vorsichtig, als wenn er mit reinem Gold hantiert, packt der Mann das kleine Päckchen aus, ein schöner, weicher Stoff ist mehrfach um einen glatten, vielfarbigen Stein gewickelt, vorsichtig hält der Fremde ihn, ehrfurchtsvoll kommen die anderen Gäste noch näher und schauen den Stein an.

Die Einheimischen bewundern den Stein, gucken von allen Seiten, sie wirken als glaubten sie, so sein Geheimnis zu ergründen.
Sie stoßen mit dem Fremden an, der seinen wertvollsten Besitz nicht aus der Hand gibt.

Nachdem er auch dieses Glas geleert hat, immer weiter mit den anderen Pubbesuchern über den Stein redend, findet sich wieder jemand, der ihm ein neues Bier bestellt, als er sich anschickt zu gehen.

Er hebt das volle Glas und sagt: „Ihr seid die nettesten Leute, die ich je getroffen habe, Ihr seid etwas ganz Besonderes. Und weil Ihr so großartig seid, will ich etwas tun, was ich sonst nie mache! Ich werde für Euch mithilfe meines Suppensteins eine Suppe kochen!“
Schnell lässt er sich einen Topf und Wasser bringen, er nimmt einen Schluck vom Bier und hält inne.

„Wenn ich für so nette Menschen wie Euch eine Suppe mache, dann soll es auch die beste Suppe sein, die ich mit meinem Stein überhaupt machen kann! Ich habe ihn schon lange, ich habe herausgefunden, dass die Suppe noch viel besser wird, wenn man etwas Suppengemüse und Kartoffeln hineintut.“

Wieder trinkt er einen Schluck, nachdenklich, halblaut zu sich selbst sprechend, sagt er: „Ich glaube, bisher war sie immer am besten, wenn ich Fleisch dazu gegeben habe, ich will doch diesen guten Leuten für Ihre Gastfreundschaft danken, also soll die Suppe perfekt werden!“

Und schnell geht ein paar Einheimische los und holen auch noch diese Dinge, denn wer will nicht die allerbeste Suppe haben, wenn schon jemand tatsächlich aus einem Stein eine Suppe kocht…

(basierend auf ein irisches Märchen, in eigenen Worten und eigener Variante)